die Entstehung des Klostergartens zu Hawen

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Faron
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die Entstehung des Klostergartens zu Hawen

Beitrag von Faron » 18.12.2008 21:25

Als Faron am nächsten Tag nach Anbruch der späten Dämmerung vor die Pforten des Tempels tritt, wird ihr ohne große Umschweife geöffnet und ein Novize bringt sie in die Bibliothek.

Als sie allein in diesem imposanten Raum ist und der Novize die Tür hinter sich zugezogen hat beginnt sie mit ihrem Werk. Hilfestellung geben ihr die auf Leder geschriebenen Notizen, die sie auf einen gesonderten Tisch legt. Dann beginnt sie, die Samen nach ihren Keimeigenschaften zu sortieren.
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goldie
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Beitrag von goldie » 18.12.2008 23:50

Nicht lange darauf hört Faron, wie sich jemand im schnellen Lauf außen auf dem Gang nährt. Und schon wird die Tür aufgerissen. Ein junger Mann mit leicht geröteten Wangen kommt ins Zimmer gestürmt. Er trägt erdfarbene Kleidung, dreckverkrustete Stiefel und auch auf der Hose ist so manch matschiger Fleck zu sehen. Auch seine Hände sehen nicht besser aus, sehen sie doch sehr ungewaschen aus. Unter der Bundhaube blitzen kurze, blonde Haare hervor. Der junge Mann, den man auf 20 Jahre schätzen könnte, kommt zu Faron gelaufen.

Mit seinen blauen Augen (die Faron an irgend jemanden erinnern, sie weiß bloß gerade nicht an wen) strahlt er sie an. "Du bist die Kräuterfrau, ja? Zeig mal, was du mitgebracht hast!"

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Beitrag von Faron » 19.12.2008 13:57

Die Heilerin zuckt etwas zusammen, als der junge Mann so unverblümt hereinplatzt und das Wort ohne Umschweife direkt an sie richtet. Sie lacht leise auf und während sie spricht umspielt ständig ein Lächeln die Lippen, das bis in die Augen strahlt.

"Kräuterfrau ist auch nicht schlecht, obwohl ich eher Heilerin bin. Seid gegrüßt, ich bin Faron. ... und wer seid Ihr?" Sie sieht den jungen Mann von oben bis unten an und ist sich sicher, die Antwort schon im voraus zu kennen, doch besteht sie auf klaren Konventionen und hofft, daß er die förmliche Anrede nicht als abweisende Geste sieht, sondern als Ehrerbietung versteht.
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goldie
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Beitrag von goldie » 19.12.2008 18:56

"Na Jannik", erwidert er fröhlich, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Und schon schiebt er sich an Faron vorbei, nimmt einen der Samen behutsam in die Hand und betrachtet ihn verträumt. "Engelwurz" sagt er lächelnd.

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Beitrag von Faron » 20.12.2008 12:35

Faron ist bass erstaunt, wobei sie nicht sagen kann, was erstaunlicher ist: die Schlichtheit, mit der dieser Mann auftritt oder seine sichere Kenntnis beim Erkennen unscheinbarer Samen. Sie stellt sich neben ihn an den Tisch und lächelt, als er sich von ihrem kleinen Schatz gar nicht mehr trennen kann.

"Ihr nennt diese Pflanze hier den Mittellanden ebenfalls Engelwurz? Erstaunlich! Kennt Ihr auch die Wirkungsweise und wie mit dem Samen verfahren werden muß, damit er erwacht?" Irgend wie muß sie ja feststellen, wie viel er weiß, denn in seiner Schlichtheit erscheint er ihr fast so schlüpfrig wie ein Fisch, den man zwar sehen, aber nicht greifen kann.
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Beitrag von goldie » 20.12.2008 16:25

"Ja, schlafen tut er schon einige Monate. Und tut er noch ein paar, wenn er im Frühling hinaus will. Aber wenn er es bald schön warm hat und feucht, können wir ihn noch im Winter wecken. Hier in Hawen ist auch das Wetter gut für ihn - nicht so wie für viele andere. Dazu ist es nämlich zu kalt hier. Aber für Engelwurz ist das nicht schlimm."

Während er erzählt, schaut er nicht ein einziges Mal zu Faron auf. Er mustert die ganze Zeit den Samen weiter, den er in der Hand hält.

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Beitrag von Faron » 20.12.2008 18:34

"Wird das so hier bei euch in den Mittellanden gehalten? Ich kenne diese Pflanze als Freund des Frostes und des Lichtes! Eigentlich habe ich die Samen ihrer natürlichen Umgebung und ihrem natürlichen Zyklus entrissen, indem ich die Samen sammelte und nicht auf dem Boden liegen ließ. Da wir genug Samen haben wollen wir beides versuchen: nehmt diesen Samen und noch zwei andere und verfahrt mit ihnen, wie Ihr es kennt. Ich selbst werde die Samen der Kälte und dem Licht aussetzen, zwischen weitere frostharte Pflanzen sät und hoffe, daß ich Erfolg haben werde. Ich habe in anderer Richtung Bedenken: wir haben hier Samen von Pflanzen, die nur ein Jahr lang leben und dieses Leben dann wiederum in Samen weitergeben. Es sind jedoch auch Bäume und Stauden, ja sogar Sträucher dabei, die in der ersten Zeit wenig Platz brauchen, später aber doch größer werden. Wo werden wir sie hell und geräumig, ihrer Empfindlichkeit nach lagern können, ohne dabei die Bibliothek zu blockieren? Sie würde sonst bald einem Wald gleichen!"

Faron hat den stratifizierten, skarifizierten und eingeweichten Samen des Ginkgo auf die erwärmte Erde in der Schale gelegt und sie zum Fenster getragen, ohne das sie in der direkten Sonne steht. Dann deckt sie ein dünnes Tuch darüber und befeuchtet es.
"Schau! Dieses Tuch muß immer über den Samen liegen und ihn feucht halten, is er erwacht!" Dann geht sie zum Tisch zurück und liest in der Schriftrolle aus geöltem Leder.
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Beitrag von goldie » 20.12.2008 20:14

Als Faron nach einem hellen, geräumigen Platz fragt, erhellt sich Janniks Miene. "Platz haben wir gaaanz viel", strahlt er. "Im Tempel ist es hell, wegen der großen Fenster, weißt du."

Meint er tatsächlich den Haupttempel? Sollte das ein Scherz gewesen sein?

Er schaut Faron zu, als sie den Gingko zurecht macht. Kurz nachdem sie das Tuch darauf gelegt hat, tritt Jannik zu dem Behältnis und nimmt das Tuch wieder ab. Er rückt den Samen noch einmal zurecht, bevor er das Tuch wieder zurücklegt und glatt streicht.

Dann geht er zurück zum Tisch. Er schaut kurz auf die Schriftrolle, doch dann betrachtet er wieder liebevoll die Kostbarkeiten, die noch auf dem Tisch liegen.

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Beitrag von Faron » 20.12.2008 20:42

Faron runzelt ein wenig die Stirn, als der junge Bursche sie durch die Korrektur maßregelt, läßt es jedoch geschehen, da es Charakter zeigt. Wenn sie jemandem den Garten zur Pflege überlassen wird, muß es jemand sein, der sich mit der Sache auskennt und Rückgrat zeigt, falls es Probleme gibt. Sie folgt ihm zu Tisch, auf dem die Sämereien liegen und es entgeht ihr nicht, daß er die Schriftrolle nur eines flüchtigen Blickes würdigt, bevor er sich wieder den Samen zuwendet, die er anhand des Aussehens anscheinend doch besser zuordnen kann.

"Könnt Ihr lesen? Seid Ihr des schreibens mächtig?" Sie schiebt ihm die Schriftrolle zu, nimmt dann eine weitere ungeölte Lederrolle und zerteilt sie mit ihrem Messer in kleine Flicken, dann schaut sie sich nach Tinte und Feder um. Um die Sache mit der Lagerung wird sie sich kümmern, wenn das Platzproblem akut auftritt.
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Beitrag von Axel » 21.12.2008 01:39

[OT: ist natürlich von goldie - nicht wundern, Accountvertauschung könnte demnächst öfter passieren, hier in dem Thread postet aber vorerst nur goldie und nicht Axel]

Jannik nimmt die Schriftrolle entgegen und 'liest' laut vor:
"Das Wiegenkraut ist ein Strauch, der zwei bis drei Ellen hoch wächst. Er duftet fein. Die Laubblätter sind weißgrau und haarig, die vielen Blüten an einer Rispe sind gelb. Das Wiegenkraut blüht im Sommer und ist ein Heilkraut."

Abgebildet auf der Schriftrolle ist zwar ein Samenkorn des Wermuts und die Beschreibung von Jannik passt zu diesem Kraut - doch im Dokument selbst sind die nur die Bedingungen aufgelistet, unter denen der Wermut am besten gedeiht. Was er gerade wiedergegeben hat war keinesfalls der Inhalt der Schriftrolle.

Als er fertig 'gelesen' hat legt er die Rolle zurück auf den Tisch und schaut Faron erwartungsvoll an.

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Beitrag von Faron » 21.12.2008 11:53

Faron lächelt freudlich. Sie hatte sich so etwas schon gedacht.

"Die Beschreibung, die Ihr grad über das Kraut vorgelesen habt, paßt sicherlich, doch habt Ihr mich sehr erstaunt. Ihr besitzt die Fähigkeit, eine Schriftrolle zu lesen, deren Worte Sindarin, dessen Schrift Quenya ist und übersetzt sie auch noch perfekt in Eure Landessprache? Ich würde Euch gern helfen, diese Rolle besser lesen zu können, wenn Ihr möchtet und wir Zeit haben." Sie läuft ein paar mal an den vielen Reihen verstaubter Bücher vorbei, bis sie zwei bestimmte gefunden hat, dann bringt sie sie zum Tisch zurück. Das eine ist ein Buch über heimische Kräuter, das sie am Morgen entdeckt hatte, das andere ist eine Buchstabierhilfe.

"Seht her, Jannik! Wenn Ihr fleißig seid, werdet Ihr mir bald eine wunderbare Hilfe sein. Ihr sollt nun die ersten Buchstaben lernen und sie auf diese Flicken schreiben: das K für Kaltkeimer, das W für Warmkeimer, das L für Lichtkeimer und das D für Dunkelkeimer."

Als Merkhilfe für Jannik nimmt sie ein Blatt Pergament, zeichnet die vier ersten Buchstaben für ihn noch einmal auf und jeweils ein Symbol daneben: für das K den Schnee, für das W das Feuer, für das L die Sonne und eine schwarze Fläche für das D und proklamiert ein paar mal: kalt wie der Schnee, warm wie das Feuer, Licht der Sonne und Dunkelheit. Um Jannik nicht zu brüskieren, daß sie möglicherweise eine Schwäche erkannt hat, bittet sie ihn:

"Wir brauchen von jedem Buchstaben so viele Flicken, wie Ihr Finger an den Händen habt! Wollt Ihr diese Hilfe für mich übernehmen?"
Zuletzt geändert von Faron am 21.12.2008 20:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von goldie » 21.12.2008 20:19

Als Faron ihn lobt, strahlt Jannik sie an und bestätigt fröhlich "War ganz einfach!"

Dann schaut er zu, wie sie die Buchstaben aufschreibt. Als sie schließlich fragt, ob sie ihm mit den Flicken hilft, schaut er sie völlig verständnislos an. Dann, wie um diese peinliche Pause zu überbrücken, greift er sich das Kräuterbuch. Er schlägt zufällig eine Seite auf, die Faron bereits gelesen hat und an deren Formulierungen sie sich teilweise erinnert. Er beginnt zu "lesen". Das erstaunliche diesmal ist, dass Jannik tatsächlich den Text korrekt wiedergibt. Allerdings wandern seine Augen nicht hin und her, sondern fixieren lediglich die auf der Seite abgebildete Pflanze.

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Beitrag von Faron » 21.12.2008 20:28

[OT: da merkt man mal, was ich für einen Mist zusammenschreibe, wenn ich nicht konzentriert bin - habs mal schnell korrigiert!]

"Ihr habt eine erstaunliche Erinnerungsgabe, Jannik, doch was ist mit Schriften, die Ihr noch nie im Leben in den Händen gehalten habt ... wollt Ihr deren wirklichen Inhalt nicht wortgetreu wiedergeben können? Sprich, das wirkliche Lesen erlernen?"
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Beitrag von goldie » 21.12.2008 23:00

"Ich kann nicht lesen. Da kannst du Magister Harratin fragen."

Er zuckt mit den Schultern, in seiner Miene ist keinerlei Bedauern zu erkennen.

"Aber Isa kann lesen. Da ist das Märchenbuch", sagt er und zeigt auf einen der Einbände. "Aber das Kräuterbuch liest sie mir auch oft vor."

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Kendal
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Beitrag von Kendal » 22.12.2008 09:57

In diesen Moment wird die Tür aufgestoßen und ein alter, grauhaariger Mann betritt den Raum. Schwer stützt er sich auf seinen Gehstock, während sein Blick durch den Raum schweift. Nur kurz bleibt er an Faron hängen und fixiert dann Jannik.
„Ach verflixt, hier treibst du dich also rum. Wo verdammt noch mal bleiben die Kräuter gegen diese … Rondus verfluche sie … Schmerzen? Das verdammte Rheuma bringt mich noch um. Und was machst du? Verführst schon wieder arme unschuldige Dinger. Schön, schön, immer an der vierten Lehre dran. Aber…. Ach verflucht, dieses Rheuma… Damals habe ich den Rondus verfluchten Vampiren in den Arsch getreten. Gefürchtet hat mich diese verdammte Brut.“ Kurz ist etwas Sehnsuchtsvolles in den Blick des Alten zu sehen. „Und was ist heute? Da muss ich zuschauen wie junge Grünschnäbel wie Antarion die Arbeit machen. Also, wo sind die verfluchten Kräuter, verdammt noch mal?“
Zuletzt geändert von Kendal am 22.12.2008 14:08, insgesamt 1-mal geändert.
Where is it written that all our dreams must be small ones?

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